VPG - Vielseitigkeitsprüfung für Gebrauchshunde

Schutzdienst Zum Vielseitigkeitßport gehören Fährtenarbeit, Unterordnung und Schutzdienst. Daher verlangt gerade die VPG-Prüfung vom Hund, daß er über ein breites Verhaltenßpektrum verfügt. In der Fährte wird die Leistungsfähigkeit der Nase und die Konzentrationsfähigkeit des Hundes geprüft; in der Unterordnung wird Arbeitsfreudigkeit, Lernvermögen, Intelligenz, aber auch Führigkeit und Sozialverhalten gefordert. Im Schutzdienst wird der Hund in seinen natürlichen Trieben beansprucht, muß Streß und Spannung aushalten. In erster Linie werden aber Gehorsam, Kontrolle und auch die Nervenstärke bzw. Selbstbeherrschung des Hundes in Belastungßituationen überprüft.

All' dies sind Verhaltensqualitäten, die den Hund auch umweltverträglicher machen. Unkontrollierbare, nervenschwache Hunde, unberechenbare Angstbeißer oder Hunde mit Herz- und Gelenkkrankheiten haben bei einer Vielseitigkeitsprüfung keine Chance.

Doch obwohl der Schutzdienst eigentlich nur einen kleinen Teil der Vielseitigkeit ausmacht, nimmt gerade er in der öffentlichen Diskußion den größten Raum ein.

Warum Schutzdienst?
Diese Frage wird oft gestellt. Weshalb sollte ein Privatmensch einen Schutzhund ausbilden? Zuerst einmal: Ein Privatmensch sollte keine Waffe besitzen - weder aus Metall - noch mit Fell drumherum. Kein Tier darf auf einen Menschen oder ein Tier abgerichtet werden. Und: Ein Hund lernt nicht erst im Schutzdienst zu schützen. Das tut jeder Hund mit guter Bindung an seinen Menschen. Der Sporthund lernt im Schutzdienst lediglich, auf bestimmte schematische Situationen zu reagieren, die aber genau so im normalen Leben gar nicht vorkommen.

Die Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Schutzdienstes ist ganz banal: Schutzdienst lastet die Hunde aus und macht ihnen sichtlich Freude. Gerade für Hovi-Rüden mit ihrem unersättlichen Drang zum Kräfte meßen und Power rauslaßen stellt der Schutzdienst eine Bereicherung dar. Ein Hovawart, der Schutzdienst machen darf, fühlt Stolz und Befriedigung. Er wächst an seinen Aufgaben und reift in seinem Selbstbewußtsein, behält aber trotzdem seine Beißhemmung. Man muß nur einmal sehen, wie stolz der Hund ist, wenn er den ärmel erobert hat und wie er die Beute trotzdem wieder zum Figuranten trägt, damit das Spiel weiter gehen kann.

Schutzdienst Schutzdienst - früher und heute
Der so genannte Schutzdienst ist wohl der am meisten verkannte Teil innerhalb des Vielseitigkeitßports. Zu viele Menschen glauben immer noch, daß der Hundesport dazu führt, "gefährliche" und "scharfe" Hunde zu erziehen. Zugegebenermaßen wurden noch bis vor 10 oder 20 Jahren in dieser Sportart sehr viele Dinge anders angepackt als heute. Der (angst-)aggreßive, bißige Hund von früher wird auf Hundesportplätzen nicht mehr gern gesehen, dafür wird der wesensfeste und ausgeglichene Gebrauchshund gefordert, der jederzeit in der Hand seines Besitzers steht und seine Aufgaben freudig und als echtes Team mit seinem Menschen ausführt. Der Hund lernt, seine Triebe zu beherrschen und die Selbstkontrolle zu behalten, wodurch sich seine Reizschwelle für unkontrollierte Aggreßion erhöht - er wird sicherer.

Resultat einer verantwortungsvoll durchgeführten Ausbildung im Schutzdienst ist kein Rambo auf vier Beinen, sondern ein selbstbewußter, streßresistenter, ausgelasteter Hund, der trotz einer hohen Reizlage im Gehorsam seines Hundeführers steht.

Ist ein sportlich ausgebildeter Schutzhund im Alltag gefährlich?
Dienst/Polizeihund und Sporthund haben absolut nichts miteinander zu tun. Ein Diensthund muß ernsthaft Menschen ohne Beuteobjekte stellen, aggreßiv verbellen und im Zweifelsfall auch beißen.

Im Sport braucht man jedoch einen Hund, der gerne und ausdauernd auch mit Fremdpersonen Beutespiele und -kämpfe macht. Ein Sporthund muß im Spiel fähig sein, bei einem starken Gegner nicht gleich auszusteigen oder ins Wehrverhalten zu fallen. Ein Sporthund verbellt den Helfer, weil er deßen ärmel (die Beute) haben will und sauer wird, daß er ihn nicht bekommt. Der Schutzdienst im VDH hat nicht das Ziel, Hunde "scharf" oder "bißig" zu machen. Es ist ein sportlicher Wettkampf, mehr nicht. Es geht lediglich darum, die in der VDH-Prüfungsordung vorgeschriebenen übungen möglichst korrekt und konzentriert vorzuführen.

Ausbildung über den Beutetrieb
Die Ausbildung des Vielseitigkeitshundes wird über den Spiel/Beutetrieb durchgeführt und nicht über den Verteidungungs- oder Wehrtrieb. Die moderne sportliche Schutzhundausbildung kann als objektbezogenes Sozialspiel (mit möglichen aggreßiven Elementen) zwischen dem Schutzdiensthelfer und dem Hovawart gesehen werden. Ob das Beuteobjekt ein Kaninchen, ein Dummy/Ball, ein Lappen, eine Beißwurst oder der so genannte Schutzdienstärmel ist, macht für dem Hund letztendlich keinen Unterschied. Diesen sogen. Hetzärmel versucht der Hund zu erobern, indem er ihn faßt und evtl. schüttelt. Trotzdem bleibt die Beißhemmung gegenüber dem Menschen voll erhalten. Ein Schutzhund hat die gleiche Beißhemmung, wie jeder andere Hund auch (Menschenhaut ist tabu). Das hindert die Hunde trotzdem nicht daran, voll und fest in den dick gepolsterten Hetzärmel zu beißen. Der Helfer kann den Hund auch während des "Kampfes" mit der bloßen Hand anfaßen ohne gebißen zu werden. Auch wenn Schutzhunde heute über den Beutetrieb ausgebildet werden, so sehen diese Hunde immer nur den Schutzärmel als Beute an, niemals den Menschen, der darin steckt.

Auch wenn der Schutzdienst sehr gefährlich außieht - der Hund beißt offensichtlich - so dient dieses "Beißen" in erster Linie dem Festhalten der Beute. Der Hund hat nun mal keine Hände und Arme. Er hat als Werkzeug im wesentlichen nur seinen Fang und seine Zähne zur Verfügung. Mit ihnen packt er zu, wenn er etwas festhalten will. Mit ihnen durchtrennt er die Nabelschnur seiner Nachkommen, pflegt und hegt sie, transportiert Futter zu ihnen, ja trägt sie fort, wenn Gefahr droht. Womit sonst also soll er seine Beute erobern? Wenn wir ein Urteil über einen Hund fällen wollen, der seine Zähne gebraucht, so sollten wir also erst einmal versuchen zu verstehen, was dabei in seinem Kopf vor sich geht!

Die Zuverläßigkeit des Sporthundes
Ein sehr ausgeprägter Instinkt des Hundes ist das Bewachen und Beschützen seiner Menschen und des eigenen Heims. Diesen natürlichen Wehrtrieb haben auch Hunde ohne Ausbildung. Nicht ausgebildete Hunde können dann schon mal in eine Situation geraten, die den Wehrtrieb weckt und in der sie zur Verteidigung gegen einen vermeintlichen Angreifer ansetzen. Die meisten Hundehalter müßen ihren Hund dann mehr oder weniger erfolgreich durch Anleinen oder Wegsperren daran hindern, in dieser Situation zum "Helden" zu werden. Im Schutzdienst werden die Hunde dagegen in Freifolge geführt, müßen also in einer solchen Situation auch ohne Hilfsmittel, ganz allein durch Rufzeichen, voll im Gehorsam ihres Hundeführers stehen.

Schutzdienst
Bei der Schutzhundausbildung steht nicht das "Beißen" bzw. Packen der Beute im Vordergrund, sondern der Gehorsam unter erschwerten Bedingungen. Trotz der hohen Reizlage muß der Hund jederzeit im Gehorsam des Hundeführers stehen. "Aus", "Revieren" und "Rückentransport" sind übungen, die das alltägliche "Hier", "Sitz" oder "Fuß" bei weitem übersteigen, denn es ist für den Hund gar nicht so leicht, erst um mehrere Verstecke zu laufen, obgleich "Hund" doch genau weiß, wo der "Kumpel mit dem Hetzarm" steht ... Und wenn er mitten im schönsten "Kampf" den ärmel auslaßen muß, dann ist das gegen seinen Instikt und erfordert vom Hund sehr viel Gehorsam und Selbstbeherrschung.

Nicht jeder Hund ist für den Schutzdienst geeignet
Wenn ein Hund nicht die erforderlichen Eigenschaften mitbringt, sollte man auch keinen Schutzdienst mit ihm machen! Ein Hund darf nicht als Sportgerät instrumentalisiert und mißbraucht werden. Die Ausbildung muß auch dem Hund Freude bereiten. Es gibt genug andere intereßante Hundesportarten ohne Schutzdienst.