Die Geschichte des Hovawart

Der Hovawart ist ein kräftiger, starker, widerstandsfähiger Gebrauchshund. Sein Name stammt aus dem Mittelhochdeutschen und bedeutet eigentlich "Hofwächter". Hova = der Hof und wart = der Wächter.
Er taucht erstmals im Schwabenspiegel auf, einem Rechtsbuch, das um 1275 in Augsburg von einem Geistlichen verfaßt wurde. Damals hielten sich viele Bauern einen universell einsetzbaren Vierbeiner, den sie als "Hofwart" bezeichneten. Der Name war Programm, er wurde im Laufe der Zeit in "Hovewart" abgewandelt, später dann zu "Hovawart".
Kupferstich von A. Dürer In Berichten und Bildern des 15. Jahrhunderts erscheinen diese Hunde als Bewacher und Aufspürer von Dieben. Dieser robuste Begleiter war seinen Besitzern nicht nur treu ergeben, er bewachte und führte auch das Vieh zur Weide oder beäugte den Eingang zum Hof, was auch noch heute zu seinen liebsten Beschäftigungen gehört.
Schon damals trug der kräftige Kerl Hängeohren und langes, meist schwarzes, graubraunes oder braunes Fell mit gelben "Marken".

Im Jahre 1513 kreierte Albrecht Dürer, der bedeutendste deutsche Maler und Kupferstecher der Renaißance, seinen Stich "Ritter, Tod und Teufel". Der darauf abgebildete Hund ähnelt dem Hovawart sehr. Jedoch behaupten manche, es handele sich hierbei eher um einen Jagdhund und weniger um einen Bauernhund vom Typ des Hovawart, da der Hund als Begleiter eines Rittmeisters dargestellt ist.
Solch „edle“ Gemeinschaft war den Bauernhunden jedoch üblicherweise versagt: anders als ihre hochgeachteten, schon früh zu Raßen herausgezüchteten Kameraden wie Jagdbracken und Windspiele, die in hohen Ehren standen und sich an der Seite ihrer fürstlichen Herren sogar auf den Gemälden hochbezahlter Künstler wiederfinden, fristeten die Bauernhunde ein recht verachtetes Dasein. Nicht selten schmutzig und ungepflegt zogen sie die Karren der ärmsten, bewachten ihr weniges Habe, lagen im Hof oder im Stall herum, fraßen Abfälle und kratzen sich das Ungeziefer aus dem Pelz.
Kupferstich von A. Dürer aus dem Jahr 1513
"Ritter, Tod und Teufel"

Wilde Tiere, vor allem Wölfe, die diese Hunde früher so wacker bekämpft hatten, gab es in Deutschland seit Beginn des 19. Jahrhunderts immer weniger, und so wurde auch der Bedarf an diesen mutigen Wächtern immer geringer. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts fanden sich auf den Höfen der Bauern nur noch wenige dieser Typhunde; an den Herden wurden sie von leichteren, flinkeren und weniger kampffähigen Hütehunden abgelöst.

Da beschloßen einige Liebhaber, diese Hunde vor dem gänzlichen Vergeßen zu bewahren. Ab 1922 wurden sie dann unter Verwendung von typmäßig ähnlichen Hunden, die man auf entlegenen Höfen in Harz und Schwarzwald noch vorfand, erstmalig als Raße herausgezüchtet.
Außerdem wurden Einkreuzungen von Deutschen Schäferhunden, Neufundländern, Leonbergern und weiteren Hunderaßen in den ersten Jahren der Zucht vorgenommen.

Im Zusammenhang mit der Nachzucht des Hovawarts wird immer wieder der Name Kurt König genannt. König ist eine höchst schillernde Persönlichkeit mit zwiespältigem Verhältnis zu Ehrlichkeit beim Einsatz von Zuchtrüden und keineswegs Vorbild für ordentlich geführte Zuchtbücher. Im Gegenteil: Königs züchterische Mauscheleien sowie seine spinnerten Ideen bezüglich des „Germanenhundes“, seine Deutschtümelei und nicht zuletzt auch sein ungebrochenes Verhältnis zu Nazi-Deutschland laßen ihn nicht immer gut außehen. In seiner Funktion als Reichsbeauftragter für das Diensthundewesen schenkte er Himmler den Rüden „Siegtreu I.“ Es ist ein Wunder, daß der Hovawart nicht das Image des Nazihundes erhielt und zu der robusten und harten, aber sportlich-gefälligen Raße geworden ist, an der wir uns heute erfreuen.

Hundefamilie mit altem Gaul
Bild von Benno Adam aus dem Jahr 1869 "Hundefamilie mit altem Gaul".
Der abgebildete Hund ähnelt einem Hovawart und die Welpen sind in drei Farbschlägen abgebildet.
Durch starke Selektionsmaßnahmen wurde der ursprüngliche Gebrauchshundetyp wieder erreicht. In Deutschland ist der Hund seit 1936 offiziell anerkannt, der internationale Verband (F.C.I.) erkannte ihn jedoch erst 1964 an. Ein erster Standard erschien 1973.

Heute gibt es in Deutschland etwa 12.000 Hovawarte, ein paar hundert jeweils in Holland, in der Schweiz, in Schweden und in Frankreich, England und den USA.
1995 lag der Hovawart mit 1.576 in VDH- Zuchtbüchern eingetragenen Welpen auf Rang 15 der Beliebtheitßkala aller Raßen in Deutschland.

Zur Lektüre empfohlen:
C.F.König. überlieferungen und Fakten. Hrsg. Vom Raßezuchtverein für Hovawarthunde e.V., Dachau